Nissan Leaf an der Ladesäule bei Nacht

Juli 2017: Verblüffung an der Ladesäule, die Rest-Reichweite des Carsharing-Elektroautos hat nach einer Fahrt bis Dortmund und zurück kaum abgenommen. Was ist da los? Googeln und eine kurze Nachfrage beim Anbieter ergibt: Den Nissan Leaf gibt es jetzt mit einer größeren Batterie. 30 kWh statt bislang 24 kWh Kapazität und einige Verbesserungen an der Elektronik erhöhen die Reichweite enorm. Ruhrauto-e hat seine gesamte Leaf-Flotte bereits Anfang 2017 komplett erneuert. Davon habe ich nichts mitbekommen, vermutlich weil die Wagen äußerlich identisch mit ihren Vorgängern sind, aber auch weil an meinen favorisierten Leihstation zuletzt meist die schrulligen BMW i3 standen.  

Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn
Der neue Leaf ermöglicht sorgloses Fahren auf Strecken, die ich bislang mit E-Kleinwagen vermieden hätte. Klar, für die Autobahn-Langstrecke sind die Autos grundsätzlich nicht konzipiert, das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Trotzdem wollte ich das mal bewusst ausreizen. Als guter Deutscher muss man schließlich über die Autobahn brettern können. Die Strecke:

– Essen-Köln-Wuppertal-Bochum-Essen, insgesamt ca. 175 km. 
– Geschwindigkeiten bis 160 km/h (Tacho), oder soviel die Geschwindigkeitsbegrenzung jeweils erlaubt hat.
– Im Bergischen Land bewusst „pedal to the floor“ gefahren.
– Eco-Modus ausgeschaltet. 

Ergebnis: Der Leaf surrt kraftvoll durch Berg und Tal und kommt dabei auf einen Durchschnittsverbrauch von 17,0 kWh/100km. Entspricht dem Energieinhalt von nur 2,14 l/100km Benzin. Im Ruhrgebiet fahre ich ihn sonst mit rund 14 kWh/100km.

Lad & Rast statt Tank & Rast
Ebenso von mir unbemerkt hat sich die Ladeinfrastruktur deutschlandweit enorm verbessert. Beispielsweise hat Tank & Rast eine Menge Raststätten mit Ladesäulen für alle gängigen Fahrzeugtypen ausgestattet. Auch das musste doch gleich ausprobiert werden. Nötig gewesen wärs auf dieser Fahrt nicht. Es hätte auch so locker nach Hause gereicht. Doch tatsächlich: Dank ChaDeMo-Schnelllader ist der Akku des Leaf ruckzuck wieder voll. Ich weiß noch nicht einmal, wie lange es tatsächlich gedauert hat, denn nach weniger als einer halben Stunde bei einem Kaffee in der Raststätte zeigte das Display bereits 100 %. Grob überschlagen – die Ladekurve verläuft eigentlich nicht linear – lässt sich sagen: 

30 KWh Akku um 50 % aufladen -> 15 kWh benötigt
ChaDeMo bringt 50 KW -> 15 kWh in nur 18 min. geladen

Fährt man nicht gerade wie die gesengte Sau, bringen einen diese 15 kWh locker 100 km weit. Mit vollem Akku sind es realistische 240 km. Klar, weniger als bei einem Verbrenner aber hey, nach der Zeit ist sowieso mal eine Pause angebracht. 

Fazit:
Wir sind bezüglich Fahrleistung und Ladeinfrastruktur an einem Punkt angekommen, an dem wir das Thema „Reichweitenangst“ langsam bei den Seniorenwörtern abheften können. Derzeit schauen alle auf Teslas Model 3, dabei ist der Nissan Leaf das meistverkaufte BEV (Battery Electric Vehicle) der Welt. Sicher nicht zu Unrecht: Das japanische Design mag uns Europäern etwas seltsam vorkommen, dafür sind Technik, Ergonomie und Nutzwert super. Das ist aber noch nicht alles, wie in der Wikipedia zu lesen ist:

„Laut der Automotive Science Group ist der Nissan Leaf das Auto mit der besten ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesamtbilanz aller 1400 in Nordamerika erhältlichen Fahrzeuge. Der Leaf ist zudem das Auto mit der besten CO₂-Bilanz auf Basis einer Lebenszyklusanalyse.“

Da müssen andere erst einmal hinkommen. Wenn es also in diesem ganzen Elektroauto-Business neben Tesla einen Player gibt, dem ich den langfristigen Erfolg wirklich wünsche, dann ist das Nissan. Die nächste Generation des Leaf steht schon in den Startlöchern und wird locker 400 km erreichen. Ich hoffe, dass sie schnell nach Essen kommt und hier dem E-Carsharing noch mehr Popularität verschafft.

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