„Ein Haus, das in Konzeption und Ausstattung dem Wunsche des Kunden entspricht.“

Uffda, Uffda, Täterä, die Strabag zeigt: Bau eines C&A-Kaufhauses am Beispiel Darmstadt (1975). Großes Kino, leider hat der Anbieter das Einbetten des Videos gesperrt. Müsst ihr halt auf den Link klicken. Schick geworden, nicht wahr? Vor allem die Fassade.

„Es vereinigt sich Funktion und Architektur. Das Gebäude gliedert sich harmonisch in die Umgebung ein.“ 

Ja, von wegen. Wer wissen will, was sich hinter dem Begriff Betonbrutalismus verbirgt, der ist mit einem Besuch des nächstgelegenen Textilkaufhauses der Familie Brenninkmeyer in der Regel gut beraten. Die wesentlichen Merkmale: Völlig aus dem städtischen Maßstab geraten, abweisende Betonfertigteile und bronzefarben verspiegelte Gläser. Ein zurückgesetzter Eingang auf der Gebäudeecke, die auskragenden Geschosse darüber trägt eine einzelne brachiale Betonsäule. Dazu sind die harten Kanten der Bauteile noch mit diesen 45-Grad-Winkeln abgeschrägt, die für die 70/80er so typisch sind. (Gibt es eigentlich einen Namen für diesen Baustil?).

Genug der Schmähkritik, eines muss man ihnen lassen: Das ist diese Markenarchitektur von der immer alle reden. Vielleicht aus heutiger Sicht nicht die beste, aber letztendlich genauso markant wie einst die Hortenkacheln. Die seinerzeit von C&A gebauten Kaufhäuser erkennt man, sofern sie nicht inzwischen überformt wurden, ohne Brille und zehn Meilen gegen den Wind. In letzter Zeit auch gerne an dem schwarzen Schmutzfleck in Form des abmontierten Firmenlogos. Wie gerade in Recklinghausen, wo die Textilkette ihr angestammtes Haus verlassen hat und in die neu eröffnete Mall gezogen ist.

Wobei, so ganz so schlecht scheinen diese Betonkisten gar nicht zu sein. Vor rund zwei Jahren beispielsweise haben Nattler Architekten das alte C&A-Gebäude hier in Essen für einen irischen Modediscounter behutsam saniert. Was, rein vom baulichen gesehen, erstaunlich gut gelungen ist. Über das Geschäftsprinzip des Unternehmens sollen sich andere streiten. Für mich zeigt das Essener Beispiel mal wieder, dass man eben nicht gleich alles abreißen muss, was nach gescheiterter Beton-Utopie vergangener Jahrzehnte aussieht. Und jetzt alle im Chor: „Es kommt darauf an…“

C&A-Kaufhaus Recklinghausen, 1974-1975
Architekt: E. A. Gärtner + R. Stiens, Essen

Nachtrag: Text geschrieben, Fotos gemacht, noch mal das Video geguckt, kurz im Internet gesucht und festgestellt: Darmstadt, Recklinghausen und Essen (inkl. Primark-Umbau) – alles aus der Feder desselben Architekturbüros bzw. dessen Nachfolger. Manchmal sind die Zusammenhänge so einfach.

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