Längere Fahrten mit einem Elektrofahrzeug funktionieren in der Regel ganz einfach: Man fährt zum Zielort. Während man dort zu tun hat, kann das Auto in Ruhe wieder aufladen. Dazu genügt jede beliebige 230V-Steckdose. Man fährt zurück. Vertraut ruhig auf meine Erfahrung, ich bin Profi.

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Die Aufgabe: Eine Fahrt von Essen nach Montabaur mit einer Renault Zoe Z.E. 40

Die Ideallösung: Man fährt nach Montabaur. Man lädt das Auto bei den zu besuchenden Freunden vor der Garage und fährt abends wieder zurück.

Die Praxislösung: Profis wie ich beziehen neben Reichweite des Fahrzeugs und zu fahrender Strecke natürlich weitere Faktoren in ihre Reiseplanung mit ein: Außentemperatur, Höhenprofil der Strecke, Ladegeschwindigkeit des Autos – all das beeinflusst die Reichweite und die optimale Fahrgeschwindigkeit. Wie verbringe ich die Zeit, falls ich laden muss? Ich nehme ein Buch mit und fahre los.

Kilometer 120/A3/Raststätte Fernthal: Bislang habe ich 22kWh Strom verbraucht. Ich lege 30 min. Frühstückspause ein. Das Auto lädt kostenlos an der Schnellladesäule. Sicher ist sicher.

Kilometer 170/Ankunft bei Montabaur: Ich habe von Essen bis hierher 30 kWh Strom gebraucht. Der Akku hat 40 kWh. Warum habe ich vorhin geladen, wäre doch komfortabel angekommen? Ich beschließe, bei den Freunden nicht nach einer Steckdose zu fragen. Stehen schon so viele Autos im Hof, da will ich mit meinem E-Auto-Spleen nicht nerven.

Kilometer 180/A3/Raststätte Landsberg a.d. Warthe: Kurz vor Mitternacht fahre ich raus. Ladestopp, einen Tee trinken, lesen. Doch die EnBW-Ladesäule meldet einen Systemfehler und akzeptiert die Ladekarte des Carsharing-Anbieters nicht. Traue mich trotz ausreichender Restreichweite und dem Wissen um etliche weitere Stationen auf der Strecke nicht weiterzufahren. Es gelingt mir, die Säule auf eigene Kosten mit der Newmotion-App zu aktivieren. Eigentlich ist Strom im Mietpreis des Autos inbegriffen, jetzt zahle ich drauf. Kalt ist es auch. Das Rasthaus hat schon geschlossen (Häh, ich dachte so etwas ist 24 Stunden offen?). Drücke den Startknopf des Renaults um die Heizung zu aktivieren. Merke nicht, dass dadurch der Ladevorgang abbricht. Sitze eine Viertelstunde vollkommen sinnlos im Auto bevor ich das mitbekomme. Sitze eine weitere Weile im Kalten bevor ich merke, dass am Schlüssel ein Knopf mit Heizungssymbol ist, mit dem sich der Innenraum ferngesteuert vorheizen lässt. Wohlige Wärme. Trotzdem beschließe ich abzubrechen und eine offene Raststätte zu suchen.

Kilometer 240/A3/Raststätte Siegburg: Ohne einen weiteren Ladestopp werde ich mein Ziel nicht erreichen, sagt der Bordcomputer. Außerdem meldet das Radio eine Vollsperrung der Autobahn auf meiner Strecke. Also lieber Nummer Sicher und den Akku bis auf 80 % aufladen – was in diesem Fall rund eine Stunde dauert, denn die Zoe lädt nur mit 22kW/Typ2-Stecker. Das habe ich ja bereits in meine Reiseplanung einbezogen und deshalb längere Ladestopps unterwegs vermieden *hüstel*.

Kilometer 360: Ankunft in Essen. 30 % Restakku. In Siegburg viel zu lange unnötig gestanden. Überhaupt unnötig gestanden: 32 kWh habe ich auf der Rückfahrt gebraucht, Nonstop wäre wieder überhaupt kein Problem gewesen. Wie ein Profi.

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