Wir haben das Radio über Bord geworfen weil es uns dumm kam. Südsüdooost, dafür brauchen wir kein Radio, das können wir auch alleine. Und das mit dem Wetter, das macht jetzt das Internet. Ja, so machen wir das auf See. (frei nach Fön)

Ältere Segler, also in diesem Fall ich, werden sich erinnern: Wenn man früher nach einem rauen Segeltörn auf der Ostsee in den Hafen kam und das Boot klargemacht hatte, saß man mit der ganzen Mannschaft im Salon zusammen und versuchte mit einem heißen Grog oder einer Tasse Kaffee die klammen Finger warm zu bekommen. Oben pfiff der Wind in den Wanten, unten knackste und rauschte der Weltempfänger. Zu einer bestimmten Uhrzeit, die ich längst vergessen habe, lauschten dann alle gespannt dem Seewetterbericht. Das war wichtig. Wichtiger als die Tagesschau um 20:15 Uhr an Land. Aber es klang seltsam: „*bratz* … schweres Sturmtief 968 nordwestlich der Hebriden … *rausch* … vertiefend, rasch oostziehend … Freitag Mittag als Orkantief 965 dicht westlich Kap Svinöy … *knarrzz* … Tief 998 ööstlich von Neufundland, vertiefend, rasch ooostnordooostziehend…“

Die Stimme aus dem Radio sagte tatsächlich „Ooostnordooost“. Immer. Das muss so, sagen die einen, damit man West und Ost auch bei schlechtem Radioempfang deutlich unterscheiden kann. Kurz gesprochen immer West, lang gesprochen immer Ost. Das ist so, sagen die anderen, weil der Norddeutsche das generell so ausspricht. Weiß nicht recht, scheint mir ein Henne-Ei-Problem zu sein.

Ist auch egal, denn mit dem schlechten Mittelwellenempfang ist jetzt Schluss. Am 13. Januar wird der NDR seine Frequenzen abschalten. Man ist sich noch nicht ganz einig, ob das eine gute Idee ist, aber es hilft nichts. Der Wetterbericht muss künftig aus anderen Quellen kommen. Zum Beispiel als Podcast vom Deutschlandfunk.

Mit Klängen von Halma sage ich dem knarzenden Seewetterbericht leise Adieu. Dann greife ich zum iPhone und wende mich wieder meiner Wetter-App zu. So wie schon seit Jahren.

P.S.: Jaja, ich weiß, da sind niederländische Schiffe auf dem Foto, das ist nicht die Ostsee. Aber das Wetter ist schön schlecht.

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