Stemmhammer auf einer Baustelle vor alter Betonwand

Dieser Text entstand auf Initiative von, und gemeinsam mit René Henkes für die Grüne Post – Wir für Wiehl. Hier in etwas veränderter Form. 

Wenn Sie nicht gerade in einem der pittoresken Fachwerkhäuser in der Wiehler Altstadt wohnen, dann sind die Fundamente, die Decken und möglicherweise auch die Wände ihres Hauses aus Beton. Brücken, Sporthallen, Wasserkraftwerke, Windkraftanlagen – all das ist ohne Beton nicht denkbar. Doch der „Baustoff der Moderne“ wird zunehmend zum Umweltproblem.

Das liegt vor allem am verwendeten Bindemittel Zement. Der weltweite Zementhunger ist mit 4,65 Mrd. Tonnen jährlich gewaltig. Damit ist die Zementindustrie für enorme 8 Prozent der globalen Treibhausemissionen verantwortlich, was mindestens dem Dreifachen der gesamten Luftfahrtindustrie entspricht.

Größter Umweltfaktor ist der Energieaufwand bei der Zementherstellung: Dieser beträgt je nach Quellen 33 bis 50 Prozent. Diese Energie könnte man zumindest theoretisch klimaneutral beschaffen. Derzeit werden die benötigten 1450 °C mit Brennstoffen wie Altreifen, Altöl oder Kunststoffabfällen erreicht. Auch wenn es widersinnig klingt: Das ist gegenüber der traditionellen Kohlefeuerung bereits die energiesparende Variante. Hinzu kommet, dass für Zementwerke oft weniger strenge Schadstoffbestimmungen als für Müllverbrennungsanlagen gelten.

Zweiter Faktor sind die sogenannten prozessbedingten Emissionen. Zement wird, vereinfacht dargestellt, aus Kalkstein und Ton hergestellt, aus denen durch das Brennen klimaschädliches Kohlendioxid ausgetrieben wird. Industrie und Hochschulen arbeiten daher an verbesserten Rezepturen. In Pilotanlagen ist es möglich, 50 Prozent weniger Kohlendioxid bei deutlich geringeren Temperaturen zu erzeugen. Marktreif im großindustriellen Stil sind diese Verfahren derzeit nicht. Erst 2050 will die Zementindustrie Klimaneutralität erreichen. 

Immerhin lässt sich Beton beim Abbruch fast vollständig recyclen. Die Bewehrungseisen werden der Stahlherstellung wieder zugeführt. Kies, massenmäßig der Hauptbestandteil, kann durch Recyclingmaterial aus abgebrochenen Betonbauteilen ersetzt werden. Leider muss auch hier wieder neuer Zement hinzugegeben werden. Doch im Gegensatz zu unseren Nachbarländern wird dieser RC-Beton in Deutschland noch sehr zögerlich einsetzt.

Besser als Recycling ist die Vermeidung: Betrachtet man die Umweltauswirkungen eines Gebäudes als Ganzes, ist es fast immer besser, ein Bestandsgebäude zu sanieren, aufzustocken oder zu erweitern, als es abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Schließlich ist der energieintensive Rohbau bereits vorhanden und kann bei Bedarf angepasst werden. Der Ersatz von neu zu erstellenden Betonbauteilen durch Mauerwerk, Leichtbaukonstruktionen oder klimaschonenden Holzbau bringt weitere Einsparungen. Was machbar ist, können Architekt*innen mit einer Lebenszyklusanalyse oder Ökobilanz ermitteln. Bevor jetzt jemand Puls bekommt: Ja, die Kosten spielen bei diesen Analysen natürlich eine große Rolle

Diese Art von ressourcenschonendem Bauen hat noch einen weiteren Vorteil: Kommunen oder private Bauherren haben es selbst in der Hand! Sie entscheiden, wie  groß der ökologische Fußabdruck ihres Gebäudes wird. Spoiler: Kleiner ist besser! Aber*: Nach fest kommt ab! Es gibt einen Punkt, ab dem zusätzliche Maßnahmen ökologisch und ökonomisch kaum noch Vorteile bringen. An diesen Punkt, der oft weiter im ökologischen Bereich liegt, als es sich viele vorstellen, gilt es sich heranzutasten und das Optimum herauszuholen.

Quellen:

https://www.enbausa.de/daemmung/aktuelles/artikel/klimaneutraler-beton-ist-mittelfristig-nicht-in-sicht-6978.html
https://www.baunetzwissen.de/beton/fachwissen/betonarten/recyclingbeton-930267
https://www.baublatt.ch/baupraxis/oeko-beton-empa-forscher-arbeiten-an-alternativem-zement-29679

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/klimaschutz-klimakiller-beton-so-will-die-deutsche-zementindustrie-co2-neutral-werden-/26652040.html

https://www.ingenieur.de/fachmedien/bauingenieur/innovationen-in-der-baubranche/erstes-deutsches-zementwerk-mit-co2-abscheideanlage/

 

* 5 € in das Phrasenschwein

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